Motivation der Harfe

Kinder sind unser größtes „Vermögen“, wenn man diesen „Schatz“ zu heben vermag. Wollen wir Kinder auf das Leben vorbereiten, so gilt es, den Blick zu schärfen für das, was unsere Zeit ausmacht und wodurch die Zukunft gekennzeichnet sein wird.

Zum einen leben wir gegenwärtig in einer hochtechnisierten Welt, in der die Technik, die Maschine, alle Bereiche des Daseins bis in die letzten Winkel erobert hat und von Dimension zu Dimension weiter erobern wird. Sie dringt weit in das Weltall vor und zeigt ihre Wirksamkeit andererseits bis in die Tiefen der Seele und des Menschengeistes, sind doch die Tendenzen der „Mechanisierung der menschlichen Psyche“ durch chemische Substanzen immer weiter fortgeschritten, denken wir an all die Substanzen, mittels derer wir zum Beispiel Gefühle oder Verhalten, Triebleben oder Intelligenz bis hin zum Liebesleben manipulieren, bei Kindern wie bei Erwachsenen. All dies erscheint uns immer normaler, ja selbstverständlich oder sogar notwendig zu sein, um am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, mithalten zu können.

Auf der anderen Seite ist unsere Zeit, unser individuelles und globales Leben dadurch gekennzeichnet, dass immer mehr Enthüllungen zum Vorschein kommen. Zwei große fundamentale Tendenzen mit ihrer exponentiell zunehmenden Entwicklungsgeschwindigkeit lassen sich also in unserer Zeit beschreiben: einerseits die Mechanisierung und Automatisierung der Welt und unseres persönlichen Lebens und andererseits die Phänomene zunehmender „Ent-deckungen“ verborgener, unbewusster Dimensionen sowohl unseres Zusammenlebens, als auch innerhalb des eigenen Bewusstseins.

Beide Tendenzen zeigen nun allerdings eine Art des unbewussten Soges, dem sowohl der einzelne Mensch, als auch das Kollektiv zunehmend verfallen können, z.B. dem Trieb, alles manipulativ beherrschen zu müssen oder andererseits dem Wahn, in allen Geschehnissen geheime Hintergründe zu ahnen oder Verschwörungen zu vermuten.

Worauf müssen wir dann aber eigentlich unsere Kinder vorbereiten, welche Fähigkeiten müssen sie entwickeln können, um ihre und unsere Zukunft im Gesellschaftlichen, wie im Individuellen im rechten Sinne gestalten und verantworten zu können? Auf der einen Seite gilt es sicherlich, die Kulturtechniken zu erlernen, jedoch ohne ihnen zu verfallen, andererseits aber ist es entscheidend, die Fähigkeiten ausbilden zu können, souverän und objektiv hinter die Kulissen zu schauen, ohne in Fantastereien zu verfallen.

Beides, die materielle Welt zu ergreifen, sie immer weiter zu verfeinern und andererseits den Sinn zu eröffnen, um die Bedeutung, die Aussage dieser äußeren materiellen Erscheinungen erfassen zu können, beides zu verbinden, das ist wirklich ganzheitliche Bildung und das ureigene Milieu der Kunst: Man erkennt nichts in ihren Werken, außer man hat einen Sinn, ein Organ entwickelt für das Wesentliche, für das, „was eigentlich gemeint ist“, für die „Be-deutung“, die sich im Medium der Materialität verkörpert.

Beides also zu vereinen, die technische Fähigkeit und den Sinn für das Eigentliche, das Wesentliche, den Sinn für das Stimmige zu entwickeln, darum geht es heute und in Zukunft: „Das was bedenke, mehr bedenke wie…“ (J. W. v. Goethe). Ich darf vielleicht hinzufügen: „am meisten bedenke wer!“ Denn, wenn zwei dasselbe sagen, so ist es nicht dasselbe! Die hörbaren Worte sind nur eine Seite, der Sprecher, der dahinter lebt, ist das Wesentliche. Gerade unsere geschichtliche Vergangenheit hier in Europa hat durch das Unvermögen, dahinter zu hören, unendliches Leid hervorgebracht, aus dem es gilt, diese „Kultur – Kompetenz“ zu wecken, nämlich eine Bildung des „Durchschauens“.

Aber wie? Wie schon gesagt, nur die Kunst bietet den Boden dafür, sie ist die Brücke zwischen zwei Welten - der materiellen und der geistigen Dimension des Daseins - diese Brücke gilt es zu erbauen, soll das Bewusstseinsleben des Menschen nicht zerrissen werden zwischen „Technikbesessenheit“ eines kalten Materialismus und „Deutungswahn“ eines übertriebenen Spiritismus.

Das ist der „Sinn“, um den es geht, hier liegt die Bedeutung der Auftritte der Freien Schule Glonntal im Herkulessaal der Residenz im Herzen Münchens,  den Sinn zu wecken für die verhüllten, geheimen Begabungen unserer Kinder und von uns allen, was Menschen aller Nationen vereinen kann.

Und diese Begabungen keimen und wachsen nun mal in einer Atmosphäre, die man Offenheit für das Fremde und Interesse an den Anderen, Empathie und Initiative, Staunen und Dankbarkeit, Respekt und Toleranz, Initiativkraft und Selbstvertrauen nennt. All dies aber können unsere Kinder nur entwickeln, wenn sie dieser Art von Initiative und Liebe bei uns Erwachsenen begegnen und so zu sich selber erwachen können.

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