Offener Brief an die Schulgemeinschaft der Freien Schule Glonntal

Teil 4: Rückblick auf 12 Schuljahre unserer Kinder. Verfasst von Birgit Schaldecker, mit dem Versuch Persönliches und doch auch Überpersönliches zusammen zu bringen. Im Juli 2019.

Und die Eltern? Haben die sich auch verändert?

Ja durchaus tiefgreifend und nachhaltig. Besonders diejenigen, die sich auf die Prozesse der Schule eingelassen haben. Angebote gab es unzählige über die Jahre. Der Elternchor, die Zünfte im Ars Artium, Begleitung bei Klassenfahren und beim Segeln. Die Vertiefungsseminare bei Hartmut Lüling an der Schule, die Aktionswochen, die Eltern-Lehrer-Schüler Törns, die Gesamt- und Klassenelternabende und vieles mehr. Wer sich wirklich in die Aufgabe „Eltern-eines-Freie-Schule-Glonntal-Schüler“ zu sein hineingestellt hat, hat sicher unglaublich davon profitiert.

Ich persönlich habe besonders von der Naturerfahrung im Ars Artium profitiert und von den anthroposophischen Fortbildungen, die mir quasi nebenher noch eine umfassende Weiterbildung mitgegeben haben und mich als Mensch, als Mutter, als Coach, Trainerin und als Beraterin auf allen Ebenen bereichert und weitergebracht hat.

Wir wurden alle super flexibel über die 12 Jahre, wir haben gelernt mit Situationen umzugehen, wie sie sich uns eben zeigen. Wir lernten nicht von außen zu bewerten und zu beurteilen, sondern uns mittenhineinzustellen, die Dinge von innen zu betrachten. Wir haben gelernt nicht nur die Oberfläche zu beachten, sondern die tieferen Zusammenhänge zu erfassen. Wir haben reale Geistigkeit und höchste Authentizität erleben dürfen. Besonders wenn es eng und anstrengend wurde.

Und ja, vielleicht habe ich die „Kulturtechniken“ wie Herr Lüling sie nennt, etwas vernachlässigt. Und ja, vielleicht könnten die Kinder mehr lernen, wenn es um Mathe, Deutsch und Englisch oder Französisch geht. Und der unglaublich wohlwollende und pädagogisch ringende Einsatz der Fachlehrer ist unersetzlich wichtig gewesen. Dennoch, was mir noch wichtiger ist, als beste Fachkompetenzen, ist, dass wir Kinder hier sehen, die ihr Selbstverständnis nicht über Leistung beziehen. Sondern über das, was sie mit ihrem So-sein in die Gemeinschaft einbringen. Und wenn das Interesse für den Erwerb einer Fachkompetenz da ist, lässt sich jede Lücke schließen, wie wir alle täglich erleben. Und wenn das Interesse nicht da ist, ist es ja vielleicht auch nicht so wichtig für den Menschen?

Ich kann meine Dankbarkeit, über die Ganzheitlichkeit des Ansatzes dieser Schule nur unzureichend ausdrücken. Aber die letzten 12 Jahre prägten unser Leben wohl mehr, als wir es vielleicht ausdrücken oder sogar begreifen können.

Vielen Dank an die gesamte Schulgemeinschaft. Es braucht jedes einzelne Mitglied mit jeder Rolle, die jeder einzelne annimmt, um eine Lebensphase wie die eben Vergangene zu gestalten.

DANKE!

 

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