IMAGON Bienenprojekt: Interview mit Dr. Rainer Schade

Dr. Rainer Schade betreut unser Bienenprojekt. Im Interview erzählt er uns, warum ihm das Projekt ein so großes Anliegen ist und warum Bienen so wichtig für uns Menschen sind.

Das IMAGON Bienenprojekt

„Wenn die Bienen aussterben, sterben vier Jahre später auch die Menschen“, diese Aussage soll von Albert Einstein stammen und die Wichtigkeit der Bienen für uns Menschen, aber auch unsere Umwelt unterstreichen. Um unseren Schülerinnen und Schülern die Wichtigkeit von Insekten für ein intaktes Ökosystem näher zu bringen, gibt es an unserer Schule ein Bienenprojekt, betreut von Dr. Rainer Schade.

In Interview erzählt uns Dr. Schade, warum er das Bienenprojekt für eine sehr wichtige Erfahrung für unsere Schülerinnen und Schüler hält und warum Bienen so wichtig für uns Menschen sind.

Den respektvollen Umgang mit Nutztieren lernen

Herr Dr. Schade, warum ist Ihnen das Bienenprojekt ein so großes Anliegen?

Dr. Rainer Schade:

Die Bienen, allgemein die Insekten, übernehmen grundlegende Funktionen in einem intakten Ökosystem. Diese zu erhalten ist die Voraussetzung für eine gesicherte und gesunde Ernährung der Weltbevölkerung. Die Schülerinnen und Schüler entdecken durch das Bienenprojekt das Wesenhafte der Natur. Sie lernen deren Vielfalt und Schönheit kennen, deren Wandel im Kreislauf der Jahreszeiten sowie wichtige ökologische Zusammenhänge zwischen der Insekten- und Pflanzenwelt.

Diese Erkenntnis fördert verantwortungsvolles Handeln im Umgang mit Lebewesen, insbesondere den respektvollen Umgang mit Nutztieren. Die Tätigkeit mit den Bienenvölkern schult ebenso die Sinneswahrnehmungen (wie zum Beispiel Geruch oder Geschmack) der Schülerinnen und Schüler und verbindet praktisches Können und theoretisches Wissen.

Das Bienenprojekt ist praxisnahes Lernen

Können Sie kurz für uns zusammenfassen, wie die Betreuung des Bienenprojektes in der Praxis aussieht?

Dr. Rainer Schade:

Die Bienenvölker werden in ihrer Volksentwicklung beobachtet, auf Krankheiten und Parasiten untersucht und gegebenenfalls werden Maßnahmen zu deren Behandlung aufgezeigt. Der unterschiedliche Lebenszyklus der verschiedenen Individuen vom Ei bis zur Imago (Metamorphose) wird beobachtet.

Ökologische Zusammenhänge werden erklärt, ebenso viele theoretische Inhalte aus den Bereichen Mathematik, Chemie, Physik, Biologie und Medizin. Honigwaben werden geerntet, geschleudert und gerührt. Das eingeschmolzenes Wachs der Waben wird zum Kerzen ziehen verwendet, das Kittharz zum Herstellen von Tinkturen. 

Was passiert mit dem Honig, der durch das Bienenprojekt gewonnen wird?

Dr. Rainer Schade:

Dieser wird an Kollegen und Kolleginnen, sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Schule vergeben. Außerdem wird er auf dem Novembermarkt im Schulhaus verkauft.

Bienensterben: Der Unterschied zwischen Wildbienen und Honigbienen

Wenn die Bienen aussterben, sterben vier Jahre später auch die Menschen“, soll Albert Einstein einst gesagt haben. Warum sind Bienen überhaupt so wichtig und was ist der Grund für das Bienensterben?

Dr. Rainer Schade:

Bienen und viele andere Insektenarten sind für die Pflanzenbestäubung, besonders für Obst- und Gemüsesorten, von großer Wichtigkeit. Spricht man vom Bienensterben muss man aber zwischen Schlagwort und Fachausdruck unterscheiden.

Der Fachbegriff bezieht sich auf den dramatischen Verlust von Wildbienen, die solitär leben und von denen es alleine in Deutschland über 500 verschiedene Arten gibt. Maßnahmen zum Schutz der Wildbienen sind nur begrenzt möglich, falls nicht ein grundlegender Strukturwandel in der Landwirtschaft in Zukunft stattfindet. Der Fortbestand der Honigbiene ist im Gegensatz zu den Wildbienen durch Haltung und Züchtung relativ gut gesichert.

Das Schlagwort bezieht sich auf den Zusammenbruch von Völkern der Honigbiene in den USA und aus bestimmten Regionen in China, man spricht hier vom sogenannten Colony Collaps Disorder. Verursacht wird dieser Zusammenbruch durch eine intensive industrielle Bienenhaltung und Landnutzung. Besonders durch den Einsatz von Pestiziden, vor allem durch Neonicotinoide, werden aber auch in Europa die Bienenvölker der Honigbienen in ihrer Entwicklung und Immunabwehr je nach Standort unterschiedlich stark gehemmt.

 

Vielen Dank für dieses ausführliche und aufschlussreiche Interview Dr. Schade.

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