Der Schulgründer

Die Freie Schule Glonntal ist 2007 mit einem etwas ungewöhnlichen pädagogischen Impuls an den Start gegangen, der zum einen aus einer langjährigen Erfahrung in der Mitwirkung an der Gründung und dem Aufbau einer Waldorfschule, zum anderen und vor allem aus dem gemeinsamen Entdecken der Welt mit den Kindern und Jugendlichen entsprungen ist. Urbildhaft sind hier die reichen Erfahrungen auf den anspruchsvollen Wanderungen mit Jugendlichen über die Alpen zu nennen und besonders natürlich das gemeinsame „Erobern der Welt" mit unseren großen Segelschiffen auf dem Mittelmeer. Diese „Grenzflächenfahrzeuge", wie man Segelschiffe physikalisch bezeichnet, wurden für uns nicht nur Expeditionsschiff an den Grenzen zur Natur, sondern auch an den Grenzen zu den eigenen noch schlummernden Begabungen – Forschungsschiffe auf der Entdeckungsreise zur eigenen Persönlichkeit.

Das Anliegen war, die tiefe Liebe der Kinder zur Schönheit und zur Majestät unserer Welt, aber auch den Enthusiasmus der Jugend, sich tatkräftig in die Welt stellen zu wollen, zu entfalten, indem die Fähigkeit, begegnen zu können, aus eigener Erfahrung gebildet wird – Begegnungsfähigkeit als „Kernkompetenz", auf der meiner Meinung nach alles Lernen, jede Kultur, ja das Mensch-Sein überhaupt gründet.

So ging es im Folgenden darum, dieses Bildungsmotiv „aus Begegnungsfähigkeit und Entdeckergeist handlungsfähig werden" zur Grundlage einer kindgemäßen und zukunftsorientierten Schule zu machen, indem Schule selber, liebe Leserin, lieber Leser, zum Entdeckerraum umgebildet wurde für kleine und große Forscher auf dem Weg zu ihrer eigenen Persönlichkeit – Schule als „Forschungsschiff" an den Grenzen zur Zukunft unserer Gesellschaft. In diesem Sinne wurde die Freie Schule Glonntal als ein lebendiger Organismus entwickelt, der in dem „steten Wandel" selbst seine besondere Stärke entfaltet.

Für alle Beteiligten erwuchs daraus die Aufgabe, schulische Bildung als einen Wachstumsprozess in einem steten Wandel entstehen lassen zu können, als Prozess, in dem das Werdende selbst, das Kind oder auch der lernende Erwachsene, immer wieder neu zum Ausgangspunkt der Pädagogik gemacht wird. Nur so kann dem Kind die Atmosphäre geboten werden, in der es die morgendliche Frische für den eigenen Lebensweg, für den Sonnenaufgang der eigenen Biographie finden kann.

Bildung als Phänomen der Begegnung auch zwischen den Generationen, ähnlich einem lauschenden Gespräch zwischen Jung und Alt, durch das Erleben einer pulsierenden Schule verstehbar zu machen, das war somit Aufgabe und zugleich das „Gründungsmotiv", das als Ziel dieses Bildungsimpulses „Imagon" genannt werden kann – Bildung, eine Art Architektur der Begegnung, die sowohl den physischen, als auch den geistigen Raum eröffnet für das große Geheimnis „menschliche Kultur". So möge diese Broschüre Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, eine Art Schlüssel sein, um Ihnen Erfahrungsräume einer modernen Schule im steten Wandel zu erschließen, Räume, die eigentlich nur durch das eigene Erleben und anfänglich vielleicht durch diese Broschüre zugänglich werden.

So möchte ich dieses Vorwort eher als eine „Eröffnung" verstanden wissen und mit dem Dank verbinden an all diejenigen Helfer Groß und Klein, die den bisherigen Entwicklungsweg von IMAGON begleitet haben. Ich hoffe, dass Sie sich beeindrucken lassen von dem Geheimnis dieser Schule, die ein Beitrag sein möchte zu einem immer lebendiger werdenden Gespräch in der Gesellschaft über die eigentliche Bedeutung unserer Kinder für die Bildung der Kultur von morgen – eine Bedeutung, die ihnen von uns Erwachsenen auch zuerkannt werden muss.

Ihr Hartmut Lüling

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