Wir sind noch einmal davongekommen
Aufführung 2013
Klassenspiel der 12. Klasse
Thornton Wilders Bühnenklassiker wurde 1942 in den USA uraufgeführt und war bereits 1944, also noch während des zweiten Weltkrieges, in einer deutschsprachigen Übersetzung am Züricher Schauspielhaus zu sehen. Bis heute hat das Stück nichts an Aktualität verloren. Mit den Antrobus‘ schuf Wilder eine archetypische Familie, die durch alle Katastrophen hindurch ihren ungebrochenen Lebenswillen unter Beweis stellt. Thornton Wilders „Held“, Mr. George Antrobus, wird zum Sinnbild des Mannes und Familienvaters, der trotz aller inneren und äußeren Gefahren und Versuchungen den Glauben an die Menschheit nie verliert. Dabei steht ihm seine Ehefrau Mrs. Antrobus als liebende und sorgende Mutter unerschütterlich zur Seite. Zur Familie gehört Sohn Henry, der - gezeichnet mit dem Kainsmal - den Weg einer sich durch die Schuld zur Freiheit durchringenden Seele geht. Seine Schwester Gladys wandelt sich im Verlaufe des Stückes, auf der Suche nach ihrer Identität als Frau, vom kleinen Mädchen, über den trotzigen Teenager, zur jungen Mutter. Sabina, das Hausmädchen steht für die weiblichen Verführungskünste. Auch mit ihr klingt ein Motiv aus dem Alten Testament, nämlich das der Eva, an. Dreimal gerät diese Familie im Verlaufe des Stückes in äußerste Not. Im ersten Akt durch eine nahende Eiszeit, im zweiten durch die Sintflut, von Wilder durch den parallelen Handlungsverlauf als eine Sündenflut gezeichnet und schließlich im dritten Akt durch einen Weltkrieg. Die Verwandlungen der verschiedenen Charaktere durch all diese Katastrophen hindurch werden von Thornton Wilder in dem durch Krisen und Zweifel errungenen Glauben der Hauptfigur des Mr. George Antrobus an einen immer möglichen Neuanfang der Menschheit wie in einem Brennglas zusammengefasst. Offen bleibt die Frage, wie dieser Neuanfang aussehen kann, um nicht zu einer ewigen Wiederkehr des Gleichen zu werden: das Ende des Stückes, die Zukunft des Menschen und seiner Geschichte gilt es noch zu schreiben. Aber wie? Mit dieser Frage entlassen auch die Schülerinnen und Schüler der 12.Klasse der Freien Schule Glonntal ihre Zuschauerinnen und Zuschauer aus dem Theater.